Freitag, 25. Juni 2010

Garz holt sich seinen Burgwall zurück


War er denn weg? könnte man sich zunächst fragen. Ja! er war weg! Nämlich komplett zugewachsen, so dass man ihn gar nicht mehr als den zweit wichtigsten Burgwall auf der Insel Rügen (nach dem am Kap Arkona) erkennt.

Das wird sich jetzt ändern.


Am 3. Juli ab 09:00 Uhr startet ein groß angelegter ehrenamtlicher Arbeitseinsatz, an dem jedermann teilnehmen kann. Dabei soll das Plateau komplett von kleinen Bäumchen, Büschen, Wurzeln und Gras befreit werden, was seit 1990 ungehindert wachsen konnte.
Die Genehmigung dazu haben die Untere Naturschutzbehörde und die Denkmalpflege der Insel Rügen erteilt. Ausgenommen davon ist jedoch ein Streifen am Rand des Plateaus so lange, bis die Brutzeit der Vögel beendet ist.

Nach dem Schreddern durch eine Fachfirma in der Woche vor dem Arbeitseinsatz und Abtransport des Materials am 3. Juli sollen Grassamen auf der etwa 1,5 ha großen Fläche ausgesäht, eine Hecke an einer bestimmten Stelle und ein Birnbaum gepflanzt werden.
Außerdem sollen an den Hängendes etwa 20 m hohen Burgwalls alle Bäumchen entfernt werden, die dort nicht hingehören, so dass zum Schluss nur die großen und altehrwürdigen Bäume stehen bleiben und die Struktur des Burgwalls wieder erkennbar wird.

Bürgermeisterin Gitta Gohla würde sich über sehr viel Beteiligung freuen - egal, ob mit Harke, Hacke oder Schubkarre - denn so könnte dem Tiefschlaf des Burgwalls schnell ein Ende gesetzt werden.
„Wir haben hier vor der Haustür einen Schatz, den es zu heben gilt. Das ganze Areal bietet so viel Potential, was sich entwickeln lässt, das müssen wir erst mal wieder sichtbar machen.“ blickt die Bürgermeisterin auf die große Herausforderung voraus.

Möglich wird das alles erst durch eine Förderung aus dem Projekt „Stärken vor Ort“. Unter maßgeblicher Beteiligung des CJD Garz konnten so 10.000,00 € für die Neugestaltung des Burgwalls bereitgestellt werden.

Info Burgwall Garz/Rügen
Durch mehrere Urkunden ist belegt, dass die rügenschen Fürsten , die im Jahre 1325 ausstarben, in Karenz (Charenz, Charenza) zeitweilig ihre Residenz hatten. Für eine gewisse Bedeutung spricht auch, dass auf dem Burgwall die fürstliche Schlosskapelle gestanden hat, das geht aus der ältesten dieser Urkunden hervor, die aus dem Jahre 1232 stammt.

Die Aufzeichnungen des dänischen Chronisten Saxo Grammaticus (1140 - 1220) der „Gesta Danorum“ enthalten eine ausführliche Beschreibung des slawischen Karenz:
„Diese Ortschaft ist ausgezeichnet durch die Gebäude dreier übermächtiger Heiligtümer (Rugievit, Porevit, Porenut), die durch den Glanz einheimischer Kunst sehenswert sind. Obgleich es nur örtlich verehrte Götzen waren, so hatte ihnen ihre Würde doch beinahe ebensoviel Anbetung verschafft, wie die bei allen Slawen wohlangesehene Gottheit zu Arkona besaß. Auch dieser Ort war in Friedenszeiten unbewohnt, jetzt aber mit zahlreichen Wohnhütten dicht angefüllt. Diese waren drei Stockwerke hoch, indem das unterste Stockwerk die Stütze des mittleren und obersten Stockwerkes bildete. Ja die Enge der zusammengepferchten Wohnungen war so groß, dass, wenn man mit Schleudermaschinen Steine in die Burg geschossen hätte, die Steine keinen freien Platz zum Niederfallen gefunden hätten.“

Im unmittelbar daneben stehenden Ernst-Moritz-Arndt-Museum beleuchtet die im Frühjahr eröffnete Ausstellung „Legenden und Forschungen zum alten Charenza auf Rügen“. Sie gibt zunächst einen Einblick in das phantasievolle Genre und zeigt, welchen Einfluss diese Quellen auf die Wissenschaft hatten und bis heute haben. Bekannte und eher in Vergessenheit geratene Forscher werden mit den Ergebnissen ihrer Arbeit zur slawischen und mittelalterlichen Kulturepoche vorgestellt.

Ausgrabungen von 1868 und 1928 brachten Details über die baulichen Hinterlassenschaften der ab der Mitte des 14. Jahrhundert zerfallenden Anlage (Gesamtausdehnung 200 x 140 m) zutage.


Für Stralsund hat die slawische Anlage eine besondere symbolische Bedeutung, da auf der Burg Charenza am 31. Oktober 1234 die Urkunde über das Stadtrecht ausgestellt worden sein soll, unterzeichnet vom Rügenfürsten Witzlaw I.